Auch wenn das Wort „Digitalisierung“ von vielen Mittelständlern nicht mehr gehört werden kann, hat es keineswegs an Aktualität verloren. Digital Leadership, auch als Leadership 4.0 bezeichnet, ist ein neuer Führungsstil, welcher sich in den vergangenen Jahren zunehmend entwickelt hat. Ziel ist es, den digitalen Wandel im eigenen Unternehmen zu begleiten und zu forcieren. Der bedeutsamste Punkt ist die Auseinandersetzung mit dem Menschen an sich. Denn kein anderer Faktor ist so essenziel für den Unternehmenserfolg. Aus diesem Grund kommt es gerade in der heutigen Zeit auf Leadership und Unternehmenskultur an.
Aktuelle Themen der Digitalisierung stellen die alten und bestehenden Führungsmodelle vor neue Herausforderungen. Unter diesen Punkt fallen neuerdings auftretende Phänomene wie Innovationsdruck, die stetige Veränderung des Wettbewerbs, Dezentralisierung, Open Source und die Knowledge Revolution. Zwar sei die Bedeutung von Digitalisierung den meisten Mittelständlern bewusst und entsprechende Führungsmethoden und -kompetenzen werden als wichtig benannt, aber die tatsächliche Umsetzung spiegelt das Gegenteil wider: eine Human-Capital-Trendstudie von Deloitte hat ergeben, dass nur 34 % der Befragten ihr Unternehmen als “digital ready“ für die Zukunft beschreiben.
Im digitalen Zeitalter gibt es nicht den einen richtigen Führungsstil. Grundsätzlich haben die Veränderungen in der Wirtschaftswelt sehr vielen Unternehmern vor Augen geführt, dass die Führungskonzepte des 20. Jahrhunderts in der heutigen Zeit nicht mehr vollumfänglich greifen. Der bisher geltende „Command & Control“-Ansatz ist in vielen Fällen überholt und die Führungswelt ist stark im Wandel.
Der neue Führungsstil des Leader 4.0 sollte im Optimalfall als Bindeglied zwischen der gesamten Unternehmensstruktur fungieren und unterschiedlichste Möglichkeiten aufzeigen, welche die notwendigen Veränderungen im Unternehmen bewältigen können.
Hierfür sind bestimmte Kompetenzen von fundamentaler Bedeutung. Das sind zunächst sogenannte “Digital Skills“, also das erforderliche Know-how in digitalen Technologien. Außerdem sind die Eigenschaften des “Digital Mindset“ von großer Bedeutung. Dieses erlaubt, neue Innovationen und Konzepte zu fokussieren. Auch ein breites Repertoire an Sozialkompetenzen und Leadership-Skills gilt es nicht zu vernachlässigen, da man die Mitarbeiter durch die scheinbar stürmischen Gewässer der digitalen Transformation am Steuer navigieren muss.
Ein Digital Leader kann durch entsprechende Führungsmethoden und -kompetenzen das Unternehmen somit agil für die digitalisierte Zukunft aufstellen. Hierbei sollten bereits bestehende Modelle und Führungsstile nicht gänzlich über Bord geworfen werden. Vielmehr dienen sie als Orientierung und als Benchmark für die Optimierung.
Hierunter fällt das VOPA+ Modell. Dieses beschreibt, wie die Zusammenarbeit und Atmosphäre in einem Unternehmen ideal aussehen sollten. Für die Realisierung einer solchen Unternehmenskultur ist fortan der Digital Leader verantwortlich. Hier liegt der Fokus auf Vernetzung (V), Offenheit (O), Partizipation (P) und Agilität (A). Diese vier Säulen sind nur auf dem Fundament von Vertrauen (+) standhaft. Ziel ist es, gemeinsam die Produktivität zu verbessern und gleichzeitig die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu erhöhen.
Auch das SMART-Modell ist ein wichtiger Indikator. Es definiert, auf welche Weise Mitarbeiter mehr Eigenverantwortung im Unternehmen übernehmen können. Hierbei ist als Digital Leader die gemeinsame Zielsetzung wichtig. Hintergrund sollte sein, das Unternehmen digital zu transformieren und zukunftssicher aufzustellen.
Viel zu häufig wird von einer digitalen Revolution gesprochen – unseres Erachtens ist der Begriff der digitalen Evolution viel passender. Denn es handelt sich vielmehr um einen sukzessive Prozess, der sich durch Anzweifeln von bestehenden Prozessen und das Einholen von qualitativem Feedback stetig entwickelt.
Bei der digitalen Transformation und dem Leadership 4.0 ist es wichtig zu verstehen, dass es nicht darum geht, von heute auf morgen die bisherigen Gewohnheiten und Mechanismen schlagartig zu ändern.
Es handelt sich somit nicht um einen zeitlich begrenzten Prozess, den man irgendwann und irgendwie abschließen kann, sondern um eine sich ständig verändernde dynamische Systematik. Dennoch entwickelt sich mit dem Einzug der Digitalisierung etwas Revolutionäres: alte Gewohnheiten, Arbeitsschritte und Denkweisen werden hinterfragt und neu gedacht. Als Ergebnis entsteht ein divergentes Arbeitsumfeld, welches dem Unternehmen neue Türen öffnet.