Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) hat in den vergangenen Jahren einen enormen Hype erlebt. Die Euphorie hat zwar in letzter Zeit etwas abgenommen, was sich unter anderem auch an der im Q1/2022 erfolgte Halbierung des Aktienkurses des auf Virtual Reality ausgerichteten Unternehmens „Meta“ (ehemals Facebook) erkennen lässt. Trotz der vom Aktienmarkt vorsichtigen Erwartungshaltung an die futuristischen Ansätze des Virtual Reality, bieten diese Technologien eine Vielzahl praktischer Anwendungsmöglichkeiten mit sehr viel ungenutztem Potenzial.
Augmented Reality bezeichnet eine erweiterte Realitätswahrnehmung. Die reale Welt wird hierbei durch zusätzliche Schichten ergänzt. Diese Schichten werden digital erzeugt und haben meistens zum Ziel, möglichst umfassende Informationen über die realen Objekte bereitzustellen. In der Praxis erfolgt dies mittels einer Augmented Reality-Brille oder auch als App auf ein Smartphone. Die Virtual Reality dagegen wird nicht von der realen Umgebung tangiert. Diese „Realität“ ist komplett computergeneriert. Das Ziel ist es, den Nutzer komplett in diese neue Welt eintauchen zu lassen.
Jeder Mitarbeiter, der bereits in der Produktentwicklung tätig war, kennt das Dilemma. Der Prototyp funktioniert und hat genau die gewünschten Konturen, aber die Montage war umständlich. Das Problem liegt in den gewählten Proportionen: Ein Bauteil rutscht während des Fixierungsprozesses andauernd ab oder ein Werkzeug kann nicht handlich genutzt werden. Grund: ein Winkel am Werkstück wurde zu groß gewählt. Wie handlich und schnell ein Werkstück wirklich gefertigt werden kann, ist innerhalb der CAD-Software oft schwer zu erkennen. Genau diese Probleme kann VR lösen und das noch lange bevor der erste Prototyp angefertigt wurde. Vor allem für Unternehmen mit kleinem Entwicklungsbudget kann diese Strategie ein „Gamechanger“ sein. Des Weiteren bietet sich die Möglichkeit, technisch weniger affinen Entscheidungsträgern frühzeitig ein greifbares Bild durch einen immersiven, digitalen Produktkontakt zu ermöglichen. Auch Marktstudien und Umfragen kann so zu einer ganz neuen Aussagekraft verholfen werden.
Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Produktion. Fachkräfte können bei höherer Komplexität oder Individualisierungsgrad Informationen darüber erhalten, wie Baugruppen konzipiert sind. Auch das Aufzeigen eines chronologischen Arbeitsablaufes ist durch den Einsatz von AR-Technologie möglich. Fernwartungen funktionieren nach demselben Konzept: Die digitale Schnittstelle ist hierbei ein Endgerät mit Kamerafunktion und AR-App oder eine AR-Brille. Ein räumlich vom Mitarbeiter getrennter Techniker kann diesem dann entsprechende Anweisungen geben.
Mittels VR ist es möglich, Modelle im 3D-Raum aus CAD-Daten zu generieren. Diese Modelle lassen sich von allen Seiten betrachten und verändern. Dadurch ist es beispielsweise möglich, einen mechanischen Ablauf genaustens audiovisuell zu erfassen. Mitarbeiter können darüber hinaus das Montieren einer komplexen Baugruppe in einer sicheren Umgebung üben, ohne betriebsinterne Abläufe zu beeinträchtigen. Auch Ausnahmefälle wie die Behandlung selten auftretender, aber schwerwiegender Störungen können so zur einstudierten Routine werden.
Der deutsche Mittelstand ist breit gefasst, innovativ und äußerst vielseitig. Durch die oftmals starke Bindung zum wirtschaftlichen Umfeld können Marktbedürfnisse frühzeitig identifiziert und anschließend innovativ umgesetzt werden.
Die Technologien hinter Virtual Reality und Augmented Reality kann in Zukunft dabei helfen, diese Synergien weiter auszubauen. Erleichterung für die Arbeit, raschere Aufgabenbewältigung, eine Minderung der Unfallrate im verarbeitenden Gewerbe sowie die Möglichkeit, die Produktionshalle durch AR und VR zu (re)konstruieren. Produktentwicklungskosten können gesenkt und die Qualität von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen verbessert werden.
Durch alle Wertschöpfungsstufen hinweg erlaubt der gezielte Einsatz ein höheres Maß an Flexibilität bei gleichzeitiger Effizienzgewinnung.
Quelle Statistik: Virtual Reality – Prognose zum Umsatz weltweit bis 2025 | Statista